WEBLEY & SCOTT Limited / London & Birmingham


Während und nach der französischen Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts war Birmingham das größte Fabrikationszentrum für Schußwaffen auf der Welt. Über eine halbe Million Ausüstungswaffen für die britischen und irischen Militärs wurden bereits gefertigt

William Davis (geboren 1790) gründete seine Geschäft in Birmingham, England, Weaman Street. Er wurde im Alter von 9 Jahren als Lehrling in den Waffenhandel gegeben, und nahm 1817 den Handel mit Geschoßen, Kugel- und Fischerblei-Gießzangen, Waffeneinlagen, und Büchsenmacher-Werkzeugen auf. Viele Pistolen- und Revolverset in Kassetten weisen Kugelzangen auf, made by William Davis und gestempelt mit seinen Initialen W.D.
Nach seinem Tod im frühen Alter von 41 Jahren im Jahr 1831 führte seine Witwe Sarah das Geschäft weiter, unterstützt durch ihre älteste Tochter Caroline.

Im Jahr 1827 begann Philip Webley seine Lehre bei Benjamin Watson Junior, der ein Gewehrverschluß-Feiler für den Handel war. 1935, im Alter von 21 Jahren, beendetet er seine Lehre und tat sich mit seinem Bruder James Webley zusammen, der als Percussion- und Verschlußstück-Hersteller in der Weaman Street arbeitete. James Webley betrieb auch einen Waffenhandel in Birmingham.
1838 heiratete Philip Webley Caroline, die älteste Tochter von William und Sarah Davis und kaufte 1845 das von William Davis gegründete Geschäft auf.
Um 1853 beschäftigten sich James und Philip Webley mit der Herstellung bestimmter Modelle von Percussionsrevolvern, welche sich in Ausführung und Leistung nicht von den anderen damals am Markt etablierten Modellen unterschieden, im Preis aber nicht mit denen aus der Massenproduktion von Colt in England aus seiner Fabrik Thames' Bank, Pimlico, London, konkurrieren konnten. Als jedoch Colt im Jahr 1875 seine Fabrik in London schloß, überließ er das Gebiet der Massenproduktion und Vereinheitlichung den Webleys, welche schon vorher laufend versucht hatten, austauschbare Komponenten und Fertigungssystem dafür zu produzieren, und so begann die Firma ihren stetigen Aufstieg, obwohl sie von der Regierung noch mit der Fertigung von Revolvern nach dem Muster von Robert Adams beschäftigt war.
In der Zeit von 1860 bis 1870 traten zwei Söhne von Philip Webley, Thomas William und Henry, welche von Familie und Angestellen Tom und Harry genannt wurden, in den väterlichen Betrieb ein. Bei ihrem Einstieg wurde die Firma unter dem Namen "P.Webley and Son of Birmingham and London"eingetragen. Zusätzlich zur Herstellung von Revolvern fertigte die Firma noch Schiffs-Musketen, Schiffs-Fußeisen, Handschellen, Entermesser, Enterhaken und Streitäxte genauso wie auch noch die ursprünglichen Kugelzangen und Büchsenmacher-Werkzeuge.

Im Jahr 1877 übernahm P.Webley and Son die bekannte Büchsenmacherfirma Tipping & Lawden aus Birmingham.

Während der Kriege des 19.Jahrhunderts erkannte England genauso wie andere europäische Länder, daß die staatlichen Arsenale und Waffenhersteller nicht mit der Nachfrage nach Kriegswaffen schritthalten konnten , und so halfen die Vereingten Staaten von Amerika, diese Lücke zu füllen.
Bis in diese Zeit war die maschinelle Ausrüstung für die Herstellunge von Revolvern dürftig, die Produktion hing großteils vom handwerklichen Geschick der Fachkräfte und nur von einigen halbautomatischen Verfahren ab. Aber diese Verfahren waren langsam, und der Ausstoß konnte die Nachfrage nicht erfüllen. Daher wollte die Firma eine automatische Fertigung einführen, wie in Amerika bereits praktiziert. Um die notwendigen Spezialmaschinen anzuschaffen, reiste T.W. Webley in die Vereinigten Staaten, aber er war mit den angebotenen Anlagen nicht zufrieden, und so wurde das Geld nach seiner Rückkehr um 1885-1887 in Birmingham investiert. Wenn man bedenkt, daß zu dieser Zeit große Fabriken wie z.B. Mauser in Oberndorf und die Enfield Small Arms Factory mit amerikanischen Werkzeugmaschinen von Robbins & Lawrence ausgerüstet waren, setzte T.W. Webley großes Vertrauen in seine eigenen Leute, als er entschied, die Werkzeuge und Maschinen in Birmingham fertigen zu lassen, anstatt sie aus Amerika zu importieren.
Es ist außerdem den Brüdern T. W. and H. Webley anzurechen, daß sie die Voraussicht hatten, ihre Fabrik mit den modernsten Maschinen auszustatten, um so zu Regierungsaufträgen für Revolverlieferungen zu kommen, welche sich auch einstellten.

1887 war ein Schlüsseljahr für die Firma und ein Wendepunkt in der Firmengeschichte, als sie ihren ersten Auftrag von der Britischen Regierung zur Lieferung von Revolvern bekamen. Im Licht der unzähligen Regierungsaufräge der folgenden 40 Jahre betrachtet, schien es, als wären die Streitkräfte der Krone mit den Webley-Revolvern ganz zufrieden gewesen. Und zufrieden waren auch die Sportschützen.
Nach dem Tod von Philip Webley im Jahr 1888 führten seine Söhne den Betrieb weiter, und 1889 beschloß Die Firma P. Webley & Son, die bisher ihre Produkte nicht mit ihrem Hersteller-Namen gekennzeichnet hatte, dies in Hinkunft zu tun.

1897 fusionierten P. Webley & Son, welche zu dieser Zeit schon als Hersteller von Revolver, Sportwaffen und Gewehren inserierten, mit W.& C. Scott & Sons und Richard Ellis & Son, beide erstklassige Büchsenmacher. Eine Gesellschaft m b.H. wurde unter den Namen The Webley & Scott Revolver & Arms Company Limited of Birmingham and 78 Shaftesbury Avenue, London, gegründet. Nach dieser Fusionierung zog sich Henry Webley vom Geschäft zurück.
Der Betrieb von W.& C. Scott & Son wurde 1834 durch William M. Scott in der Weaman Street gegründet, dem seine Söhne W.M. Scott und J.C. Scott nachfolgten. Das Geschäft war viele Jahre in der Bath Street, Birmingham und übersiedelte dann in die Lancaster Street, wo das Hauptwerk errichtet wurde. Den Brüdern Scott war es großartig gelungen , ihre Firma in der ganzen Welt bekanntzumachen, und sie nutzten jede Gelegenheit, ihre Produktion von ein- und doppelläufigen Flinten zu verbessern. Viele Patenete, darunter einige geschichtlich höchst interessante, wurden von ihnen beantragt
W. M. Scott der Jünger machte während der Jahre 1860-1886 üblicherweise eine jährliche Geschäftstour nach Amerika und 1874 wurde W.& C. Scott & Son Generalrepräsentant von Smith & Wesson's in London. James C. Scott führte während dieser Zeit das Geschäft und war auch an der Spitze, als die Fusion mit Webley's erfolgte.
Die drei Betriebe wurden getrennt in den jeweiligen Fabriken weiterbetrieben, bis die Werke in der Weaman Street vergrößert wurden und das alte Werk geschlossen wurde. Das neue Werk beinhaltete moderne Schmieden und Lauffertigungs-Anlagen.

Um die Jahrhunderwende wurden große Anstrengungen unternommen, auf dem fernost- und chinesischen Markt Fuß zu fassen. Aber der Bürgerkrieg in China und die schnell darauffolgenden Waffenimport-Restriktionen nach China zerschlugen dieses Vorhaben.
In den folgenden Jahren erschienen einige neue Revolverkonstruktionen, darunter der Webley-Fosbery Automatic Revolver am Markt.
Im November 1902 wurden Webley Revolver für Fahrer der Infanterie-Regimente ausgegeben. Wahrend dieses Jahres fanden lange Verhandlungen über eine Gemeinschaft zu Wahrung von Birmingham und Belgischen Interessen statt. Die Fusion zwischen den zwei gut eingeführten Firmen wurde schließlich im November besiegelt und die Webley & Scott Revolver & Arms Company Limited verband sich mit der Belgischen Firma Lebeau-Courally -die gerne auch als "Purdey von Belgien" bezeichnet wurde. Ab 1903 handelten die verbundenen Hersteller unter dem Namen The Webley-Lebeau-Courally Continental Firearms Company Limited mit der Londoner Adresss Lower James Street, Golden Square und in Belgien unter dem Namen Societe Continentale pour la Fabrication des Armes a Feu Webley Lebeau-Courally.

Im Jahr 1904 verschied Thomas William Webley im Alter von 65 Jahren und F. T. Murray, F.C.A., wurde als Geschäftsführer eingesetzt. Bei der Generalversammlung von 1905 wurden Maßnahmen besprochen, die wegen der Depression im Waffenhandel notwendig waren wegen der Beendigung des Burenkriegs und der Tatsache, daß von keiner der Konfliktparteien im Russisch-Japanischen Krieg Waffenbestellungen eintrafen. Die Firma und die Gesellschafter stimmten einer Kapitalumschichtung zu.

1905 erschien die erste Webley Selbstladepistole, und der Konstrukteur William J. Whiting, zu dieser Zeit Fabriksdirektor, reiste nach America, um die Patente eintragen zu lassen.
Ernest B. Winn, Neffe und Nachfolger des letzten Thomas William Webley wurde in den Vorstand der Firma gewählt. Der Name der Firma wurde geändert auf Webley & Scott Limited. Bis zu dieser Zeit wurden Teile der Fabrik mit selbsterzeugter Gas- und Elektroenergie betrieben, aber Streiks auf dem Kohlensektor änderten die Firmenpolitik und die Fabrik wurde an das städtische Stromnetz angeschlossen.
1909 machte die Popularität der Webley Automatikpistolen Erweiterungen in der Firmenorganisation notwendig, und die Firma entschied, die Produktion aufzuteilen. RevoIver und Pistolen wurden weiterhin im Werk an der Weaman Street gefertigt. Das Hauptwerk (ehemals W. & C. Scott's) in der Lancaster Street wurde für die Fertigung der Flinten und aller Art hochqualifizierter Handarbeit vorgesehen.

Während des ersten Weltkrieges 1914-1918 stand die Firma unter Vertrag des britischen Munitions-Ministeriums. Der Flintenhandel daheim kam fast zum Stillstand und die Produktion wurde umgestellt, um die Regierungsaufträge für Militärwaffen zu erfüllen. Während der Jahre 1915-1916 wurde auch die neue Fabrik in der Weaman Street gebaut und bezogen.
1920 verschied Henry Webley mit 74 Jahren nach eine langen Leben, das er dem Waffengeschäft gewidmet hatte.

Die Inkraftsetzung des Firearms Act von 1920 verursachten dem britischen Heim- und Überseemarkt eine Einbruch, von dem sie sich nur mehr schwer erholen konnten. Sportwaffen verkauften sich aber so gut wie vorher, und in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen konnte die Produktion derselben bemerkenswert gesteigert werden. In dieser Zeit wurde auch (zum Bedauern vieler) der .455 Webley-Revolver, welcher 40 Jahre lang die favorisierte Seitenwaffe des britischen Militärs war, auf deren Anforderung durch den leichteren .38/145/200 Revolver ersetzt.
1887 bis 1928 arbeiteten das Kriegsministerium und Webley's in enger Zusammenarbeit alle Modifikationen durch, so daß die Waffen austauschbar waren und als Reserve für den Notfall blieben. 1929 jedoch entschied das Kriegsministerium anders und von da an zog sich Webley etwas aus den Militäraufträgen zurück und produzierte statt dessen die Mark IV .38 und .32 C.F. Police and Military Modelle und die .22 S.S. Rimfire Target Pistole.

Um die Regierungsaufträge während des 2. Weltkrieges 1939-1945 erfüllen zu können, war es notwendig, den Ausstoß zu erhöhen, und da nicht genug Platz dazu in der Fabrik in der Weaman Street, wurden zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten gesucht. Webley und Scott folgte dabei den Empfehlungen der Regierung, sich wegen der Gefahr von Bombardierungen nicht auf einen einzigen großen Standort festzulegen, sondern verstreute die Anlagen auf mehrere kleine Niederlassungen wie folgt:
Zwei kleine Werke bei Stourbridge, zwei bei Selly Oak, Birmingham, und eines bei Great Barr, Birmingham. Die Büros wurden für die Dauer des Krieges in Rednal, nahe Birrningham, untergebracht.

In der Zeit von 1958-1960 wurden an der Firma wesentliche Änderungen in der Struktur und Lage durchgeführt.. Wegen der immensen Zunahme des Verkehrs in Birmingham wurde die Fabrik in der Weaman Street abgerissen.
In den Jahren seit dem 2.Weltkrieg kam es zu wiederholten Firmenübernahmen oder Um- und Auslagerungen, unter denen Webley & Scott Limited von folgenden Gruppen betroffen wurde:
Im Oktober 1958 wurde die Firma durch R. H. Windsor Limited, einem Hersteller von Plastik-Spritzgußmaschinen, übernommen.
Im März 1959 übernahme Webley & Scott Limited seinerseits R. H. Windsor Limited und deren angschlossene Betriebe..
Im Oktober 1959 wurde die Windsor Gruppe samt Webley & Scott Limited von Arusha Industries Limited übernommen.
In ihrer neuen Fabrik bei Handsworth führten Webley & Scott Limited ihre Handfeuerwaffenproduktion fort, zusätzlich haben sie sich ein Standbein in der Herstellung von Maschinen für die Pastik-Industrie geschaffen.