Webley & Scott Modell 1907


Geschichte:

In Europa wurde es unter den Mitgliedern der Gesellschaft saloonfähig, eine eigene kleine Taschenautomatik-Pistole zu besitzen - fast wie eine Art persönliches Accesoire. Diese Waffen waren normal für das Kaliber 6.35 mm eingerichtet und wurden sowohl von Männern als auch Frauen zum Schutz gegen Straßenräuber geführt.
Das Webley & Scott Management reagierte genauso schnell auf diese Marktbewegung, wie man es schon mit der 7.65 mm Automatik getan hatte. Die Verkaufzahlen dieses vorher eingeführten Modelles 1905 waren ermutigend genug für die Firma, um die Palette ihrer Automatik-Pistolen um einer kleinere Version zu bereichern. Die ursprüngliche Konstruktion von Whiting erwies sich als verläßlich und konnte mit relativ wenig Anstrengungen auf ein kleineres Kaliber adaptiert werden. Die Wahl fiel auf die neue 6.35 mm Patrone, welche als am meisten geeignet dafür erschien.
Einige Konstruktionsänderungen zum Vorgängermodell 1905 wurden von John Carter und Frank Murray (beides Angestellte der Firma Webley & Scott) noch durchgeführt, um das Zerlegen zu vereinfachen. Die Linienführung blieb annähernd dieselbe, nur der Maßstab wurde verkleinert.

Nachdem des Problem der Werkzeug-Umstellung einmal überwunden war, kündigte die Firmenleitung diese neue Pistole an. nach einer Stellungnahme, welche im Jährlichen Webley & Scott Report veröffentlicht wurde, wurde die Herstellung der 6.35 mm Version tatsächlich vor May 1907 begonnen. Dies wird auch durch eine kurze Notiz betätigt, welche im Army & Navy Katalog dieses Jahres veröffentlicht wurde: "Ein Miniature-Modell der Webley & Scott Automatik ist auf dem Weg zur Fertigung. Sobald diese fertig ist, wird eine Notiz im Lagerrundlauf erscheinen:". (Tatsächlich wurde diese Waffe zum ersten mal in einem Katalog von 1908 inseriert und der früheste aufgezeichnete Verkauf durch diesen speziellen Händler erfolgte im Februar 1908, als die Pistolel Nr. 10016 zu einem Preis von 42 shillings & sixpence verkauft wurde).
Das kleine Taschenmodell war eine populäre Alternative zum Kaliber 7.65 mm und wurde in beachtenswerten Mengen während der anfänglichen Produktionszeit vom 1908 bis 1914 verkauft. Die "Army & Navy Co-operative Society Limited" war allein schon verantwortlich für den Verkauf von über fünfhundert Stück in diesen Jahren. Man muß nicht extra erwähnen , daß sie auch in ganz Europa gut ankam, wo viele Hundert in allen Haupt-Zentren wie Paris, Lüttich, Zürich, Hamburg, Neapel, Bukarest and Tambov in Russland verteilt wurden. Manchmal überstiegen die jährliche Verkaufszahlen sogar diejenigen der größeren Pistolen.
Am größten war der Ausstoß der 6.35 mm Modelle im Jahr 1909, wo an die 9,780 gefertift wurden. Wie vorher erwähnt wurden sie von allen Bevölkerungsschichten gekauft - von Hausfrauen bis Baronesses, von Landgeistlichen bis zu den Lords. Eine überraschende Anzahl von Militärangehörigen interessierten sich für die Pistole und viele Offiziere führten sie als Ersatzwaffe neben der regulären Bewaffnung.
Im Jahr 1914, als der Kriegsbeginn die englische Bevölkerung aufschreckte, stieg die Nachfrage nach privaten Handfeuerwaffen. Nicht nur die regulären Nachschub-Organisationem wie die "Army & Navy Co-operative Society" und Waffengroßhändler, sondern auch kleine Händler begannen mit dem Vertrieb von Waffen. Zu dieser Zeit wurde diese 6.35 mm Pistols als "Hammer Model" bezeichnet, da auch eine Version im selben Kaliber mit internem Hammer erschien.
Die Entscheidung von 1907, eine kleinkalibrige Version der Webley & Scott Taschenpistole einzuführen, wurde damit gerechtfertigt und die andauernde Nachfrage von privater Seite ermöglichte es, daß diese Pistole in voller Produktion bis Anfang 1915 blieb. Zu dieser Zeit führte dann aber England schon Krieg mit Deutschland, was die Fertigung auf diejenigen Waffen konzentrierte, welche von den britischen Streitkräften benötigt wurden.
Direkt nach dem Ersten Weltkrieg, als die Firmenleitung in der Weaman Street versuchte, denn kommerziellen Handel wieder aufzunehmen , wurden mehrere tausend dieser 6.35 mm Modelle gefertigt - gleichzeitig mit einer ähnlichen Menge der 7.65 mm Version, nur um die Arbeitskräfte der Fabrik zu halten. Zum Unglück für Webley & Scott bestand aber in jener Zeit wenig Nachfrage nach Handfeuerwaffen, da die Wirtschaft unter der weltweiten Rezession litt. Natürlich kann nicht alles auf diese Krise geschoben werden; das"Vorkriegs"- Styling der Webley & Scott Waffen war schon etwas altmodisch und es war kein Geld und kein Wille vorhanden, die Erzeugnisse zu modernisieren, als die Produktion nach dem Krieg so überstürzt wieder aufgenommen wurde. Als Erfolg mußte die überwiegende Mehrheit aller Taschenmodelle zu unsinnig niedrigen Preisen abgesetzt werden - manchmal sogar unter den Herstellungskosten.
Die 6.35 mm Pistole wurden im Webley & Scott Katalog von August 1926 noch inseriert, zu einem reduzierten Preis von 37 shillings & sixpence, um den Verkauf zu fördern. Im September 1932 überschritt die Gesamtproduktion dieser Waffen die 49,000 Grenze, wobei sich ein großer Lagerbestand an Einzelteilen während der übermäßigen Produktion der vorhergehenden Jahre aufgebaut hatte. Demzufolge wurden neue Bestellungen nur mehr durch den Zusammenbau bestehender Lagerbestände erfüllt. Die jährlichen Verkaufsraten sanken in dieser Zeit auf unter hundert Stück, und in den Jahren von Beginn 1932 bis Ende 1935 wurden nur noch 783 "Hammer"-Modelle von Webley & Scott verkauft.
Die gesamte Produktion endete direkt nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, als die Fabrik nochmals auf Militär-Produktion umgestellt wurde.. Der Preis stieg dann auf 50 Shillings pro Pistole. Die höchste bekannte Seriennnummer für dieses Modell in 6.35 mm ist 163109, gefertigt in einer Gruppe von 30 Pistolen im December 1939. Die Gesamtproduktion betrug 50.342 Stück..

Der ursprüngliche Verkausfspreis von 42 Shillings & Sixpence für das Standard-Modell blieb gleich bis 1916, wo er auf 45 Shillings angehoben wurde. Ersatzmagazine waren zu dieser Zeit um 1 Shilling & Sixpence erhältlich. Die Firma verrechnete extra 5 Shillings für Vernickelung , wobei diese Waffen nur auf spezielle Bestellung gefertigt wurden. Wahrscheinlich die extravaganteste Ausführung der Webley & Scott 6.35 mm Pistole war die vergoldete.
Die niedrigsten bekannten Seriennummern des neuen 6.35 Modelles waren Nr. 7060, welche mit der ersten Liefergruppe von 8 Pistolen ausgeliefert wurde (Nr. 7060-7067), gefertigt irgendwann zwischen Juni 1906 und Anfang 1908. Sie wurden kurz danach gefolgt von einer zweiten Liefergruppe von 6 Pistolen (Nr. 7078-7083). Die erste ernsthafte Serienproduktion mit über 1000 gefertigten Stück lief von Nr. 10000 bis 11099, welche vor Juni 1908 fertiggestellt wurden. Die Seriennummern-Reihen waren dieselben wie die des 7.65 mm Modelles, wobei eigene Nummerngruppen für die neue 6.35 mm Version reserviert wurden. Mit diesem System tragen keine zwei Webley & Scott Automatik Pistolen die gleiche Nummer, eine Politik, die bei der weiteren Fertigunge von Waffen über alle Kaliber beibehalten wurde.

Obwohl es oberflächlich den Anschein hat, daß die Konstruktion der Pistole keine Veränderung während der ganzen Produktionszeit erlebte, fanden doch einige kleinere Anderungen statt. Die Pistole im Bild zeigt die Standard- (spätere) Ausführung.

Technische Daten:

SYSTEM: Rückstoßlader mit Masseverschluß und externem Hammer
PATRONENZAHL : 6
KALIBER : 6.35 mm Browning
LAUFLÄNGE : 53.8 mm , 6 Züge rechtsdrehend
GEWICHT LEER : 305 g
GESAMTLÄNGE : 111 mm
GESAMTHÖHE : 80.5 mm
GESAMTBREITE : 23.5 mm
ABZUG : Single Action
VISIER : keines
SICHERUNG : Hebelsicherung
FINISH : brüniert
GRIFFSCHALEN : Hartgummi