MAUSER in Oberndorf a.N. / Deutschland


Im Jahr 1812 begann die Königliche Gewehrfabrik die Arbeit in der Klosterkirche in Oberndorf. Vorausgegangen war die Verlagerung der Königlich Württembergischen Waffenfabrik von Ludwigsburg nach Oberndorf, wo Erz und Kohle in der Nähe waren, und die Wasserkraft des Neckars genutzt werden konnte, und der Einzug einer "Ouvrier-Kompanie" (Metallhandwerker mit Tagelohn).
133 Arbeiter waren mit der Umarbeitung und Herstellung von Vorderladern und Blankwaffen beschäftigt. Andreas Mauser war Büchsenmachermeister in diesem Betrieb. Es war demnach nur allzu logisch, daß seine Söhne Paul und Wilhelm als Lehrlinge in die Firma eintraten.
Die Mauserwerke wurden dann von Paul und Wilhelm Mauser 1872 als Waffenfabrik "Gebrüder Mauser" zur Herstellung von Gewehren gegründet, nachdem 1866 mit der Entwicklung eines neuen Verschlusses die Voraussetzung dafür geschaffen wurde. 1874 wurde die Firma mit dem Beitritt der Würtembergischen Vereinsbank in die Kommanditgesellschaft "Gebr. Mauser & Cie" umbenannt. 1884 wurde die Firma von einer Kommanditgesellschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, wobei später die Anteile der Württembergischen Vereinsbank an die Firma Ludwig Loewe & Co. verkauft wurde.
Natürlich war das Mausergewehr der Grundstein für den Ruf der Firma, nicht nur wegen der finanziellen Bedeutung, sondern wegen seiner Zuverlässigkeit und hohen Qualität. Daß die Firma auf dem Gebiet der Pistolen durchwegs weniger erfolgreich war, ist weniger eine Kritik an ihren Konstruktionen als eine unglückliche Wahl des Zeitpunktes der Produktion.
Den größten Bekanntheitsgrad erlangte die Firma 1896 mit der Pistole C96 und 1898 mit der Einführung des Infanteriegewehres 98 mit dem Mauser-System.
Während des 1.Weltkrieges kam es 1915 bis 1920 zu einer wesentliche Vergrößerung der Werksanlage, nach dem verlorenen Krieg setzte der Versailler Vertrag 1920 dem Waffengeschäft jedoch zunächst ein jähes Ende. Die Firma mußte 800 Maschinen, auf denen Mehrladegewehre Modell 98 hergestellt worden waren, als Reparationsleistung an Jugoslawien, 1500 Stück an die Tschechoslowakei und etwa 1000 Stück an Polen abgeben. Die Anlagen zur Produktion von Pistolen blieben jedoch weitgehend erhalten. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Mauser-Waffen damals nicht nur exportiert, sondern auch an die deutschen Streitkräfte geliefert wurden. Bei der Polizei jedenfalls führte man mehrere Modelle, darunter auch Pistolen des Systems C 96. 1923 kam auch ein Auftrag über Lieferung von C96-Pistolen an China.
1922-1927 erfolgte die Aufnahme neuer Fertigungszweige wie Meßmittel, Haarschneidemaschinen, Nähmaschinen und Automobile.
Die Waffenproduktion wurde 1933 vor Beginn des 2.Weltkrieges mit der Fertigung von Waffen aller Art wieder aufgenommen. Begonnen wurde nach der Überbringung von 800 Maschinen vom Wittenauer Werk nach Oberndorf mit der Herstellung von Parabellum-Pistolen. Ab Frühjahr 1942 hatte die Firmenleitung für deren Produktion auch ausländische Zwangsarbeiter eingesetzt, vor allem aus der Sowjetunion und aus Polen, aber auch aus Belgien und den Niederlanden. Mitunter mußten dort bis zu 5000 Ausländer arbeiten, vornehmlich bei der Herstellung von Karabinern.
Als im April 1945 französische Truppen Oberndorf einnahmen, fanden sie in der fast unbeschädigten Firma eine beträchtliche Menge vorgefertigter Teile für Waffen unterschiedlicher Arten und Typen, die dort produziert worden waren. Das Fertigungsprogramm der Mauser-Werke umfaßte außer den Selbstladepistolen der Modelle Mauser HSc, Parabellum P 08 und Walther P 38 sowie außer Gewehren und Karabinern als Hauptproduktion auch Maschinenpistolen, Maschinengewehre, Panzerbüchsen, Maschinenkanonen und Strahlrohre. Im August 1945 nahm man in Oberndorf die Waffenproduktion wieder auf. Bis Ende November 1946 ließ die französische Besatzungsmacht für eigene Zwecke Karabiner und Pistolen herstellen. Dazu gehürten 47696 Mehrladekarabiner Modell 98 k, 2560 Pistolen P 08, 3500 Pistolen P 38 und etwa 20000 Pistolen Modell HSc. Im Dezember wurde dann die Produktion stillgelegt, kurz darauf begann die Demontage.
Nach dem Wiederaufbau 1954, nachdem bereits 1948 von einigen ehemaligen Mauser-Mitarbeitern Meßgeräte hergestellt wurden, wurde 1965 die Jadwaffenproduktion wieder aufgenommen.
Heute sind die Mauser-Werke ein Industrieunternehmen mit über 1400 Mitarbeitern. Mauser zählt mit seinen Erzeugnissen zu den führenden Firmen auf dem Gebiet Maschinenbau, Meßtechnik, Geräte, Wehrtechnik und Jagdwaffen.