Vincenzo BERNARDELLI / Gardone V.T.


Einer der bekanntesten Waffenhersteller ist die Firma Vincenzo Bernardelli in Gardone V.T./Italien.
Die Firma Bernardelli wurde 1865 gegründet, und zwar, als Vincenzo Bernardelli den Betrieb, in dem er bis dahin arbeitete, verließ und eine eigene Werkstätte eröffnete.
Anfänglich wurden nur Damastläufe hergestellt, jedoch einige Jahre später erzeugte man bereits komplette Waffen, wozu man anfänglich aus Belgien noch Systeme importierte. Durch die Vergrößerung des Betriebes war es auch notwendig, geeignete Räumlichkeiten zu beschaffen, und so wurde nahe der Kirche von San Carlo ziemlich genau dort ein Gebäude eingerichtet, wo heute das Zentrum von Gardone ist.
Vincenzo Bernardelli wurde dabei von seinen Söhnen Pietro, Antonio, Ludovico und Giulio unterstützt, die mit ihm gemeinsam nicht nur großes Interesse an Waffen hatten, sondern auch große Initiative entwickelten und immer neue Ideen und Methoden hervorbrachten, um die herzustellenden Produkte zu verbessern, die zur jeweiligen Zeit auf dem italienischen Markt verlangt wurden.
Zur damaligen Zeit, etwa in den 1890er Jahren, war die ausländische Konkurrenz groß und beherrschte den italienischen Markt. Unter diesen Umständen war die Situation der Firma Bernardelli nicht gerade ideal. Der Fortschritt ging langsam, aber dennoch sicher voran, so daß zu Beginn des 20 Jahrhunderts ein nettes Werksgelände erworben werden konnte, das der künftigen Entwicklung Rechnung tragen sollte.
Es folgte der Ausbruch des 1. Weltkrieges, der neue Aufträge, Vollbeschäftigung und weitere Ausdehnung des Werkes brachte.
Auch in der unmittelbaren Nachkriegszeit hielt die gute Auftragslage an. Zwischenzeitlich informierte man sich über neue Produktionsmethoden, die sich auf besseres technisches Wissen stützten. Die Modelle wurden überarbeitet, standardisiert und verbessert. Mit dem gestrafften und teilweise neuen Programm begann man auf ausländische Märkte vorzustoßen. So wurde der Absatz vermehrt, die Produktion vergrößert und der Name Bernardelli außerhalb von Italien bekannt.
1928 kam zur Herstellung von Flinten die Fertigung des Revol­vers Modell 89 (Bodeo) mit hinzu, der bis zum 2.Weltkrieg produziert wurde.
Während des 2. Weltkrieges wurden neben anderen militärischen Waffen und Geräten auch Granatzünder für die Artillerie hergestellt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, nachdem man die Kriegsfolgen überwunden hatte, begann die Produktion von Revolvern und Automatikpistolen und man befaßte sich intensiv mit den ausländischen Märkten und erforschte, was im Moment gesucht wird. So wurde ab 1946 eine Selbstladepistole gefertigt, die internationale Anerkennung fand. Auch der inländische Markt wurde wieder auf die von Bernadelli gefertigten Waffen auf merksam, was wiederum einen allmählichen Anstieg der Produktionszahlen bewirkte.
Die traditionelle Herstel­lungsmethode wurde allerdings nicht geändert, das heißt hier weitgehendste Handfertigung von spezialisierten Arbeitern bei Flinten der gehobenen Preisklasse. Die ständige Erweiterung wurde von einer laufenden Verbesserung des Maschinenparks sowie der Produktionsmethoden begleitet. Besonders aktiv in der baulichen Veränderung war man in den Jahren ab 1968, denn es wurden neue Büroräume und Maschinenhallen erstellt, um so den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Auch 1976 wurde wieder eine Fabrikationshalle eingerichtet und mit Maschinen bestückt. Ein alter Gebäudeteil wurde allerdings erhalten, denn es handelt sich hier um den ältesten Werkstättenraum, der noch aus der Gründerzeit stammt; heute ist darin die Schäfterei noch untergebracht.
Grundsätzlich werden bei Bernardelli sämtliche Teile selbst hergerstellt. Man ist deshalb von Zulieferfirmen unabhängig-abgesehen natürlich von Rohstofflieferanten. Das Arbeitsgebiet reicht demnach vom Gesenkschmieden, über Bohren, Fräsen usw. bis zur Holzbearbeitung, wozu bei letzteren Kopierfräsmaschinen zur Verfügung stehen. Desweiteren hat man sich auf das Herstellen von Feingußteilen spezialisiert, die es ermöglichen, spezielle Teile auf einfachere Art herzustellen. Die Abteilung war anfänglich allerdings durch die Weiterverarbeitung im eigenen Betrieb nicht ausgelastet, so daß hier auch Fremdaufträge ausgeführt wurden. Ähnlich verhielt es sich in der Fräsabteilung, wo für die Autoindustrie Aufträge mit ausgeführt wurden. Ansonsten handelt es sich bei der Firma Vincenzo Bernadelli um eine Waffenfabrik, die es verstanden hat, sowohl auf dem italienischen als auch auf den ausländischen Märkten sich den be­reits bekannten, guten Namen weiter auszubauen.
Heute wird die Firma Vinceenzo Bernardelli von den Großsöhnen des Gründers geführt, und man ist stolz, nicht nur eine der größten Waffenfirmen zu sein, sondern auch auf die Qualität und Wertarbeit, die immer die Produkte der Firma Bernardelli auszeichnete, zu erhalten und zu wahren.
Das derzeitige Fertigungsprogramm ist sehr vielseitig. Es werden Pistolen, Revolver, Schonzeitwaffen, Vorderlader, Bockdoppelflinten und Doppelflinten hergestellt. Die Gesamtproduktion lag 1976 etwa bei 30000 Waffen pro Jahr, wovon etwa 12 000 Stück auf Flinten entfielen. Ein weitere Produktionszweig ist die Fertigung von militärischem Zubehör.